Ich hätte
nicht gedacht, dass ich jemals so einen Post verfassen werde, aber es hat sich
ergeben und in so einer Situation sollte man wirklich richtig handeln und nicht
verzweifeln. Also ein kleiner, positiver Anschub für all die Kranken da draußen
(auch für den Rest).
Also bis
auf ein paar schöne Ereignisse ist der November ohnehin nicht mein liebster
Monat, er ist kalt, grau, trist und noch ganz viele andere unschöne Dinge. Auch
meine Organisation beschreibt diesen Monat als ‚schwierig‘, in dieser Zeit und
wahrscheinlich durch die Tristesse vermisst man wieder einigermaßen viel, gut
davon habe ich jetzt nicht bemerkt, glücklicherweise nicht das auch noch.
Stattdessen bin ich krank geworden, nicht so ein bisschen Erkältung sondern das
volle Programm, meine teure Diagnose (33€) hieß: Seitenstrangangina. Es war
einfach nur schmerzhaft, ich will hier nicht rumheulen, normalerweise bin ich
ein Mensch der ziemlich ‚stark‘ krank ist, aber dafür kurz, diesmal jedoch war
es sowohl ‚stark‘, als auch langwierig (und auf dem gleichen Schmerzlevel ohne
Besserung). So richtig war meine Krankheit dann nach zehn Tagen weg. Die ersten
fünf Tage durfte ich zu Hause bleiben und musste ein paar Kompromisse eingehen,
wie beispielsweise die Tatsache Antibiotika zu nehmen, das habe ich zuvor noch
nie gemacht (meine Familie in Deutschland setzt eher auf Homöopathie, so hatte
ich auch zu Anfang von meiner Gastfamilie gedacht) und noch ein paar andere
kleinere. Meiner Gastmutter zu liebe und weil ich wirklich gesund werden wollte
hab ich die ‚Chemiekeule‘ also genommen, nur leider wurde es nach der vollendeten
Einnahme nicht besser. Zu dieser Zeit musste meine Gastmutter weiterhin von
7Uhr bis 18Uhr arbeiten und hatte wenig Zeit Mal nach mir zu sehen. Das habe
ich aber auch nicht erwartet, nach meiner ‚Schonfrist‘ beschloss meine
Gastmutter aber mich wieder in die Schule zu schicken, ich war kein Stück
gesünder als am ersten Tag, aber was soll ich machen. Sie hatte für sich
entschieden für sie ist hier Schluss ist, sie kann nicht mehr tun und weiter im
Bett liegen und auf Besserung hoffen war, ihrer Meinung nach, nicht der
richtige Weg. Also quälte ich mich (vollgepumpt mit Schmerztabletten) in die
Schule und merkte auch nach drei Tagen eine Verbesserung und siehe da nach zwei
weiteren Tagen war das Wochenende erreicht und ich wieder gesund.
Fazit:
Während
ich also vor mich hin vegetiert bin habe ich oft (und vor allem wenn ich Mal
nicht auf Schmerztabletten war) ziemlich ‚böse‘ Dinge über die Situation, meine
Gastmutter etc. gedacht und vor mich hingeflucht, ich war stellenweise wirklich
verzweifelt. Jetzt jedoch wo alles vorbei ist und auch in den kurzen
Abschnitten in denen es mir auf Grund der Schmerztabletten wieder besser ging
konnte ich klar denken und feststellen: Man denkt einen ganz schönen Quatsch,
wenn man krank und überemotional ist! – Mir ist klar geworden wie wichtig die
kleinen ‚Rituale‘ sind die ich mit meiner Mutter habe, wenn ich krank bin, die
Gesten und Selbstverständlichkeiten die es mir besser gehen lassen (auch wenn
ich keine drei Jahre mehr bin, meine Mutter wird immer meine Mutter sein und
ich immer ihr Kind). All das habe ich mir her gewünscht in den kranken
Momenten, aber so etwas kann ich von keinem anderen erwarten, vor allem von
meiner Gastmutter nicht, die nun wirklich kein ‚knuddeliger‘ Mensch ist. Sie
hat das ihren Möglichkeiten entsprechend Beste für mich getan. Letztendlich bin
ich wieder gesund, habe wieder einen Haufen über mich und sowieso im allgemeinen
dazugelernt, verstehe meine Gastmutter wieder ein Stückchen besser und bin fürs
nächste Mal vorbereitet, auch wenn ich ALLES dafür tun werde die nächsten sieben
Monate nicht mehr krank zu werden. Obgleich es für viele als nichts großes
erscheint, wenn man in der Fremde krank ist versteht man, wenn ich sage, dass
ich mich stark fühle so eine Sache überstanden zu haben, ohne mich von meinen
vernebelten Gefühlen und Gedanken leiten zu lassen.
Ein paar Tipps:
Ich kann wirklich nur sagen: Krank sein in der
Ferne ist schrecklich!, aber werdet gesund und urteilt dann. Vorschnelle
Entscheidungen im fiebrigen Zustand werden nie gut gehen. Sucht euch lieber
Menschen die euch verstehen und mental unterstützen, wenn es eure Gastfamilie
gerade nicht kann, es wird ungemein helfen zu wissen, dass da Menschen sind die
im Geiste bei dir sind und wünschen, dass du wieder gesund wirst. Und wenn ihr danach
wirklich Probleme mit eurer ‚Behandlung‘ hattet, dann redet erst mal mit eurer
Gastfamilie und sagt ihnen, wie ihr es denn gerne hättet, denn noch kein Mensch
hat bisher Gedanken lesen können und solche Gespräche helfen in jeder
Situation. Auch wenn sie einem nur klar machen, dass etwas nicht stimmt, oft
jedoch sind sie wirkliche Schlüsselmomente. Denn meist ist man nicht nur das
erste Gastkind oder vielleicht die erste ‚Tochter‘ der Familie (wie bei mir),
sondern kommt auch aus einem anderen Kulturkreis und genauso wie man sich
selber manchmal schwer tut die Menschen
zu verstehen und nicht so Recht weiß wie man mit ihnen in manch einer Situation
umgehen soll so geht es auch ihnen genauso. Man darf ihnen kleine Fehler (wie
ihn auch meine Gastmutter gemacht hat, als sie mich frühzeitig in die Schule
gesendet hat) verzeihen und auch sie bemühen sich darum unser Anderssein zu
verstehen (und sogar unser Noch-Mehr-Anderssein, wenn wir dann krank sind).
Sehr nachdenklicher Blogeintrag, aber ich verstehe dich vollkommen! Bin auch gerade in meinem Austauschjahr und war auch schon kurz leicht erkältet. Das ist nichts gegen eine richtige Krankheit, aber du hast Recht: Nichts lässt es einem besser gehen als all die "Traditionen" die man in seiner Heimat hat wenn es einem schlecht geht.
AntwortenLöschenIch hoffe du bleibst nun gesund!
Alles Liebe :)