Montag, 12. Mai 2014

250 Tage Frankreich - Wenn sich Gedanken spalten

Da habe ich doch tatsaechlich 50 Tage nichts von mir hoeren lassen, aber irgendwie war hier viel los und dann auch wieder nicht und einen Computer habe ich immer noch nicht (was aber immer noch was gutes ist). Also probier ich Mal mich daran zu erinnern was so passiert ist in der Zwischenzeit und dafuer musste ich gerade meinen Timer suchen...

Franzoesisch paucken, Ferien und ein wenig komm ich doch noch rum

An Ostern habe ich mit meiner Gastmutter wieder richtig viel gebacken und gekocht und ich entwickele mich langsam aber sicher zu einem Menschen der sich kochen jetzt auch als Freizeitbeschaeftigung und Hobby vorstellen kann. Es macht unglaublich Spass und dass man das Gekochte/Gebackene dann am Ende auch noch essen kann (und es meistens auch wirklich lecker ist) macht es noch um einiges besser! In der Schule passiert wie immer nicht so richtig viel und ich freue mich wirklich auf richtigen Unterricht, bei dem man auch was lernt (an sich habe ich mir schon lange einen ausfuerlichen Vergleich des deutschen und franzoesischen Schulsystem vorgenommen, kommt irgendwann bestimmt). Sonst hatte ich noch zwei Wochen Ferien, die ich mehr oder weniger ausgeglichen genutzt habe. Einerseits habe ich extrem viel franzoesisch gelernt, Grammatik, Vokabeln und vor allem habe ich gelesen (Bel-Ami von Maupassant - Kann ich Austauschschuelern nur empfehlen, da es wirklich nicht allzu schwer geschrieben ist und trotzdem interessant und dadurch, dass sehr viele nuetzliche Worte, vor allem Adjektive, benutzt werden, erweitert das ungemein den Wortschatz). Andererseits bin ich auch ein klein wenig hier unten rumgekommen. Ich war einen wunderschoenen Tag lang mit einer anderen deutschen Austauschschuelerin in Bordeaux und mit meiner Gastfamilie noch drei Tage campen in Millau/Aveyron. Dazu habe ich auch noch sehr viele Foto's gemacht, dich in einem naechsten Foto-Post (welcher dann kommt wenn ich wieder einen richitgen Computer habe) gerne mit euch teile. Bordeaux ist ca. 320km von meinem Dorf hier entfernt, daher habe ich nicht gedacht das ich es in meiner Zeit hier dorthin schaffen wuerde. Das es dennoch und dann auch noch mit so netten Leuten geklappt hat, hat mich wirklich gluecklich gemacht. Auch wenn ich bestimmt noch oefter den Sueden Frankreichs bereisen werde, kann ich Bordeaux jetzt schon einmal von meiner Liste abhacken. 
Campen heisst in Frankreich nicht unbedingt campen und so war es eher 'wohnmobilen'. Ich habe noch nie so eine Art Urlaub gemacht, dadurch war es umso mehr eine einmalige Erfahrung. Das Wetter war herrlich und ich bin sogar etwas braun (oder auch rot) geworden. Das 'Département Aveyron', welches gleich neben 'meinem Département' dem Tarn liegt, ist an sich eher ein etwas unspektakulaeres Fleckchen Erde, wenn man sich nach Sehenswuerdigkeiten und Zivilisation sehnt, fuer Naturliebhaber jedoch ein Paradies.  Das war wirklich ein unglaublicher Anblick, diese Weite an gruenen Huegeln und Bergen, so recht kann ich das auch nicht beschreiben, aber dies wird ein Ort sein an den ich mich mein Leben lang erinnern werde und ich bin sehr froh in mit meiner Gastfamilie erkunden zu duerfen (Ich konnte nichts anders machen als bei jeder Landschaft neu zu bemerken: C'est vraiment joli ici!). Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gruen gesehen, egal wo hin man blickte. Ohenhin finde ich es unheimlich aufmerksam, wie sehr sich meine Familie bemueht mir Frankreich  und seine Kulter  naeher zu bringen. 
Heute sitze ich schon wieder in der Schule und die 50 Tage sind um. Es ist natuerlich mehr passiert als das, aber irgendwie war das eher mein Alltagsleben hier und das fliegt nur so an mir vorbei. Ich habe gar nicht glauben wollen als ich heute morgen meinen Planer aufschlug und Mal die Tage zaehlte und auf gerade 32 kam. In 32 Tagen kommen meine Mutter und Schwester hier nach unten gefahren und mein Jahr und Leben hier ist vorbei. Irgenwie macht mich das traurig und natuerlich ist Verwirrung (wie so oft hier) wieder das Wort um meine Lage zu beschreiben, jedoch kann ich die Zeit auch gar nicht mehr abwarten.

Und meine Gedanken? 

Und genau da spalten sich meine Gedanken. Zum einen bin ich jetzt hier wirklich zufrieden mit meiner Gastfamilie (trotz kleie Unstimmigkeiten, aber die hat man ja auch Mal mit seiner echten Familie und das gehoert zum Zusammenleben dazu), mein Franzoesisch hat sich ungemein verbessert und jedes Fleckchen hier zeigt mir das ich zu Hause bin. Zum anderen ist das Vermissen, was ich wirklich das ganze Jahr ueber nicht so wirklich hatte, momentan einfach da. Nachdem ich mich so lange mit dem hier und jetzt rumgeschlagen habe, so viel passiert ist und ich gar keine Zeit und Lust hatte an Deutschland zu denken ueberkommt mich all das mit einem Mal. Denn wo nun wirklich nur noch so wenig Zeit ist bis ich wieder da bin, habe ich mir sozusagen das Vorfreuen wieder erlaubt (sonst ist das waehrend des Jahres einfach kontraproduktiv). Mein Franzoesisch ist natuerlich nicht mit dem zu vergleichen was ich da am Anfang dieses Jahres von mir gegeben habe und dennoch kriege ich jetzt etwas Torschlusspanik und stelle mir die unsinnigsten Fragen: Hab ich dieses Jahr sprachlich wirklich vollends ausgenutzt? Wird man im Franzoesisch-Leistungskurs ueberhaupt merken dass ich in Frankreich war? Wird  man merken das ich so lange hier war? Und werde ich das nicht alles in den Sommerferien schon wieder vergessen? - Das kommt vor allem daher, das meine Erfolgserlebnisse ausbleiben. Nicht weil ich nichts mehr lerne, nein, sondern weil die Riesensrpruenge einfach schon getan sind und jetzt viele Verbesserungen unbemerkt geschehen. So sehr ich mir all dem bewusst bin, so oft denke ich solche Gedanken, bis ich mir letzens einer Sache klar geworden bin = Jeder Tag hat 24 Studen, wie in Deutschland auch und ueberall auf der Welt. Vielleicht habe ich hier nicht so viel zu tun fuer Schule, Ehrenamt, Hobbies und solches, aber dafuer kommen ganz andere Sachen dazu. Der Alltag und die Probleme eines Austauschschuelers, aus dessen ueberwinden ich schons so einiges mitgenommen habe und vieles hoffentlich noch folgen wird nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch. Natuerlich ist die Sprache (fuer mich zumindest) einer der wichtigsten Punkte dafuer, dass ich ins Ausland und ins wunderschoene Frankriech gegangen bin (ich liebe franzoesisch wirklich und jeden Tag ein wenig mehr), aber das ist immer noch ein ganz normales Jahr in meinem Leben. Ich habe hier nicht auf einmal Superkraefte entwickelt. So sehr man sich auch wuenscht das man dieses Jahr super organisiert angeht und jede Sekunde seiner Zeit nutzt, wie im echten Leben auch ist das gar nicht moeglich. Gerade hier gibt es noch so viele Dinge mehr die einen aus der Bahn werfen. Seit ich das Mal so (oder so aehnlich) aufgeschrieben habe, geht es mir was dieses utopische Gedankenwirrwarr angeht um einiges besser. Ich weiss ich habe hier was fuer mich bewirkt und so wirklich bewusst wird mir das letzendliuch werden, wenn ich wier Zuhause bin. Da komme ich nun zu meinem letzten Punkt, bevor es naemlich nach Hause geht habe ich ja noch diese 32 Tage und die werde ich nutzen. Einen kleinen Franzoesisch-Endspurt, Leute treffen und Dinge unternehmen, Erinnerungen schaffen (und mit Bildern festhalten) und den franzoesischen Alltag mit meiner Gastfamilie geniessen. Am liebsten jedoch: Franzoesisch sprechen, den ganzen Tag. Das werde ich wirklich am aller meisten vermissen und so wie hier werde ich das vorraussichtlich nie wieder machen koennen. Daher sollte ich jetzt auch aufhoeren auf deutsch zu schreiben. Ich denke mein naechster Blogeintrag (das wird dann wahrscheinlich ein Blogpost-marathon) werde ich schon wieder aus Deutschland schreiben. Ein unglaublicher Gedanke aus dem hier und jetzt.